Wissenschaft trifft Management: Warum lernende Organisationen in komplexen Zeiten vorne liegen

Im heutigen Wettbewerbsumfeld fühlen sich viele Unternehmen zwischen dem Wunsch nach Stabilität und dem Druck zur Innovation gefangen. Die Herausforderung: Wie bleibt man agil, lernt kontinuierlich und fördert Innovation, ohne den Anschluss zu verlieren?

Die Antwort liegt in einem Konzept, das vielleicht erstmal nach Laborkittel und Reagenzgläsern klingt: hypothesenbasiertes Arbeiten und Experimentieren. Keine Sorge, es geht hier nicht um willkürliches Probieren, sondern um ein systematisches Vorgehen, das Organisationen erlaubt, schnell und fundiert auf Veränderungen zu reagieren.

Hypothesenbasiertes Arbeiten bedeutet, Annahmen zu testen und daraus zu lernen – angelehnt an die Wissenschaft, nur ohne Bunsenbrenner. Unternehmen wie Airbnb haben es vorgemacht: Durch das Testen von Hypothesen, zum Beispiel zur Präferenz von Reisenden für private Unterkünfte, konnte das Unternehmen sein Angebot optimieren und wachsen.

Doch wie kann man diese Methode praktisch in Unternehmen anwenden, um sich zu einer lernenden Organisation zu entwickeln? Hier unser Drei-Schritte-Plan, der zeigt, wie es funktioniert:

Schritt 1: Hypothese generieren und den Status Quo erfassen

Oft beginnt hypothesenbasiertes Arbeiten mit der Identifikation eines Schmerzpunkts, wie der ineffektiven Kommunikation innerhalb eines Teams. In Schritt 1 wird dann eine Hypothese formuliert, die validiert oder widerlegt werden soll: zum Beispiel die Notwendigkeit regelmäßiger Abstimmungen für bessere Transparenz und Kommunikation. Wichtig ist dabei, von Beginn an konkrete Metriken festzulegen, um den Erfolg des Experiments messen zu können.

Schritt 2: Experiment designen und durchführen

Basierend auf der Hypothese wird im zweiten Schritt ein Experiment entworfen. Dieses sollte klar strukturiert sein, um spezifische, messbare, attraktive, realistische und terminierte (SMART) Ziele zu verfolgen. Ein Beispiel-Experiment könnte ein tägliches, abteilungsübergreifendes Meeting über vier Wochen sein, um die Hypothese zu testen.

Schritt 3: Reflektieren und lernen

Nachdem Abschluss eines Experiments ist es essenziell, die Ergebnisse zu reflektieren und mit allen Beteiligten zu teilen. So wird Wissen gesammelt und für zukünftige Projekte nutzbar gemacht. Wir machen uns hier Instrumente aus dem agilen Werkzeugkoffer zunutze und reflektieren in Reviews und Retrospektiven die gewonnenen Erkenntnisse unserer Experimente. 

 

Die Kraft der Experimente: Hypothesen in Action

Experimente verwandeln Vermutungen in Fakten und helfen, psychologischen Fallen wie dem Confirmation Bias (d.h. der selektiven Suche nach Informationen, die mein vorheriges Wissen bestätigen) oder dem Desirability Bias (d.h. der selektiven Suche nach Informationen, von denen ich mir wünsche, dass sie wahr sind) zu entgehen. Wir täuschen uns praktisch selbst: 

Indem wir über unsere eigenen Überzeugungen hinausgehen, ermöglichen Experimente objektiv beobachtbare Ergebnisse und minimieren die Risiken unserer blinden Flecken.

In der Zusammenarbeit mit unseren Kund:innen hat sich gezeigt, wie sich das experimentelle Arbeiten kurzfristig auf die Performance von Teams auswirkt: 

  • Speed in der Umsetzung:
    Durch die Festlegung konkreter Zeithorizonte für Experimente kommen die Teams direkt ins Handeln. Anstatt in der Theorie zu überlegen, was funktionieren könnte, testen sie Annahmen direkt in der Praxis. Schnelle Feedbackzyklen ermöglichen es, auf solider Datenbasis schnelle und fundierte Entscheidungen zu treffen.
  • Umgang mit Unsicherheit meistern:
    In der dynamischen VUCA-Welt ermöglichen Experimente das Zerlegen von Komplexität in handhabbare Einheiten. Dieser Ansatz erlaubt es Teams und Organisationen, Komplexität herunterzubrechen und dadurch überprüfbar und steuerbar zu machen.
  • Commitment und Empowerment fördern:
    Klare Zuständigkeiten bei der Durchführung von Experimenten vertiefen das Verantwortungsbewusstsein im Team. Jedes Mitglied trägt aktiv zum Projekterfolg bei.
  • Erkenntnisgewinn maximieren:
    Experimente eröffnen durch erfahrungsbasiertes Lernen neue Perspektiven und fördern die Wissbegierde. Sie ermöglichen es, über den Tellerrand hinauszublicken und Annahmen basierend auf neuen Erkenntnissen zu hinterfragen oder zu bestätigen, was wiederum zu innovativen Lösungen und Verbesserungen führt.

Work and think like a Scientist!

Das Arbeiten mit Hypothesen und Experimenten führt langfristig dazu, dass sich ein sogenanntes Scientist Mindset in Organisationen etabliert. Die Methode ermöglicht es den Menschen, offen und neugierig zu bleiben:

Das Scientist Mindset ermöglicht Menschen vor allem, die richtigen Fragen zu stellen, anstatt auf die richtigen Antworten zu hoffen.

Wusstest du übrigens, dass Menschen mit einem Scientist Mindset nicht nur wie Wissenschaftler:innen denken, sondern auch klügere Entscheidungen treffen? In einem Experiment mit mehr als 100 Gründer:innen italienischer Start-ups zeigte sich, dass diejenigen, die ein Training erhalten hatten, wie ein:e Wissenschaftler:in zu denken, höhere Einnahmen generieren und ihr Geschäftsmodell schneller umstellen  konnten (siehe „Think Again“ von Adam Grant).

Auch wir bei the new normal schalten regelmäßig in den Wissenschaftsmodus und testen unsere eigenen Annahmen mit Experimenten. Und wir stellen (auch bei uns selbst) immer wieder fest: 

Don’t die in perfection!

Es gibt keine perfekte Lösung in Zeiten, die von so viel Unsicherheit geprägt sind. Trotzdem loszulegen und in iterativen Schritten zu arbeiten, bringt uns ihr ein ganzes Stück näher. 

Und wenn eine gesamte Organisation diese Methodik übernimmt, wird sie zu einem lernenden Organismus! Sie passt sich an, wächst und entwickelt sich weiter, um den ständigen Veränderungen und Herausforderungen unserer Zeit erfolgreich zu begegnen. 

Unser Fazit: Hypothesenbasierten Arbeiten und Experimentieren ist unserer Erfahrung nach ein echter Booster, der den Weg zu einem neuen – adaptiven und innovativen – Normal beschleunigt. Schritt für Schritt stärken Organisationen ihre kollektive Veränderungsintelligenz. Bist du bereit, es mit uns auszuprobieren?

 

Let’s build your new normal!

Unser Team von Expert:innen hat nicht nur die Absicht, die Arbeitswelt zu revolutionieren, sondern vor allem, dich und deine Organisation auf die Seite der 30 % erfolgreichen Transformationen zu führen. Let’s build your new normal.

Quelle: *Laut der Studie von McKinsey & Company (2015) “Changing Change Management”, scheitern 70 % aller Transformationsvorhaben.