Let’s intelligence together!

Wir haben in unseren letzten Artikeln viel über Werte und deren Entwicklung gesprochen. Doch wie kommt man denn eigentlich auf ein Set an Werten, das die Organisation auch wirklich repräsentiert und im Alltag Anwendung findet? Unser Zauberwort heißt: Intelligenz der Masse.

Wenn wir gemeinsam mit unseren Partner-Organisationen Werte entwickeln, dann passiert das in einem partizipativen Prozess. Gemeinsam mit unseren tnn-Expert:innen werden Unternehmenswerte definiert und darüber nachgedacht, was sich für eine nachhaltige Transformation in der Organisation verändern muss.

In unseren Augen ist es wichtig, hierbei möglichst diverse Perspektiven einfließen zu lassen. Daher wird zunächst in verschiedenen Workshop-Gruppen eine erste Version der Werte erarbeitet.

In einem zweiten Schritt werden die Ergebnisse von Repräsentant:innen dieser Gruppen übereinander gelegt und zu einem finalen Set an Werten verschmolzen.

Bei the new normal setzen wir in der Werte-Entwicklung also ganz klar auf die Intelligenz der Masse, oder besser: die Intelligenz der Organisation. Denn wir sind überzeugt: die richtigen Ideen und Ansätze sind in der Organisation bereits vorhanden.

Unsere Rolle besteht darin, diese an die Oberfläche zu bringen. Dafür haben wir unseren “Bottom-Up”-Prozess entwickelt und immer weiter verfeinert.

Aber, warum ist Beteiligung überhaupt so wichtig für die Entwicklung von Werten?

☞ Blinde Flecken

Wir alle haben sie, keiner kennt sie – blinde Flecken. Der Begriff des blinden Flecks wird im übertragenen Sinne genutzt und hat ihren Ursprung im physiologischen Phänomen des blinden Flecks, der einen Punkt auf der Netzhaut beschreibt, auf dem keine Lichtrezeptoren vorhanden sind und damit Sehen nicht stattfinden kann. In der Psychologie sind damit Themenbereiche und Erfahrungen gemeint, die einzelne Personen oder Gruppen nicht wahrnehmen und adressieren können, weil sie ganz einfach in ihrer Lebens- und Arbeitsrealität nicht vorkommen.

Deshalb werden in unserem Bottom-Up-Prozess Werte auch unter Beteiligung von Mitarbeiter:innen aus ganz unterschiedlichen Abteilungen, Regionen und Hierarchien entwickelt.

Wie das geht? Ganz einfach: Wir starten mit einer offenen Bewerbungsphase, in der alle Mitarbeiter:innen zur Teilnahme aufgerufen werden. Aus den eingegangenen Bewerbungen stellen wir “blind”, d.h. ohne die Zuordnung von Namen und nur auf Basis vorher abgefragter Kriterien, möglichst diverse Gruppen zusammen. So stellen wir sicher, dass alle Perspektiven vertreten sind und keine blinden Flecken mehr übrig bleiben

 Identifikation

In manchen Organisationen werden Werte vom Top Management entwickelt und verabschiedet. Das kann sich im ersten Moment richtig anfühlen, weil es Aufgabe der Führungsriege ist, Orientierung zu bieten. Werte bilden jedoch die Basis für die alltägliche Zusammenarbeit und liefern nur dann einen echten Mehrwert, wenn sie vom gesamten Team verstanden und mit Leben gefüllt werden.

Dabei schafft Beteiligung eine bessere Grundlage für echte Identifikation mit dem Werte-Set, denn wenn ich meine eigenen Ideen in den Entwicklungsprozess einbringen kann, finde ich mich auch in den Ergebnissen wieder.

Identifikation sorgt auch nachweislich für weniger innere Spannung, da ich nicht ständig gegen ein Gefühl der Inkohärenz ankämpfe und versuche diese auszugleichen. Das ist auch im Falle der Werteentwicklung ein wichtiger Aspekt, denn je höher die Identifikation mit dem Werte-Set ist, desto weniger Energie wird darauf verwendet eine Kohärenz mit den Werten herzustellen.

Außerdem sollte immer in Betracht gezogen werden, von wem die finale Lösung (in unserem Fall die Werte) genutzt werden sollen. Ähnlich wie in der Produktentwicklung sollte auch hier der:die Endnutzer:in in den Entwicklungsprozess einbezogen werden. So stellen wir sicher, dass die “Lösung” nicht am Problem vorbei entwickelt wird.

☞ Legitimation

Wem sagt das “Not invented here”-Syndrom etwas? Viele v.a. größere Organisationen beklagen, dass Doppelarbeit entsteht, weil Abteilungen Lösungen anderer Abteilungen nicht übernehmen möchten. Das geschieht aus o.g. Grund – “das haben wir nicht selbst entwickelt”. Nun lässt sich vortrefflich über die Sinnhaftigkeit dieser Einstellung streiten. Bei der Entwicklung und Implementierung von Werten kann diese zutiefst menschliche Haltung aber nicht außer Acht gelassen werden.

Um tatsächlich Wirkung entfalten zu können, müssen Werte auf Vertrauen und Akzeptanz treffen. Durch die Beteiligung vieler verschiedener Mitarbeiter:innen im Werte-Entwicklungsprozess können wir sicherstellen, dass sich alle Kolleg:innen repräsentiert fühlen und dadurch ihre Perspektiven, Herausforderungen und Lösungsansätze in die Werte einfließen.

Beteiligung schafft Akzeptanz und Repräsentanz schafft Legitimation. Werte, die in einem partizipativen Prozess entstehen, können natürlich im Detail gechallenged werden, aber sie können nicht grundsätzlich hinterfragt werden. Denn sie wurden aus der Organisation heraus für die Organisation entwickelt. Also aus “not invented here” wird “we all invented this”.

Ihr seht: Partizipation is key, wenn wir nachhaltig Themen in der Organisation verankern wollen. In diesem Sinne: Let’s intelligence together!